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Vor vielen Jahren, ich war wohl so Mitte 20ig, sah ich im Fernsehen einen Film über die Mennoniten und Amish und war irgendwie…..fasziniert von Ihnen. Da waren Menschen die es bis heute geschafft haben eine einfache Lebensweise zu führen.

Auch wenn es eine sehr Bibel geprägte Lebensweise ist, so fand ich das Konzept der gemeinschaftlichen Entscheidung schon damals beeindruckend.

Der folgende Film zeigt auf, dass es nicht leicht ist in der Zeit jetzt weiter ihren Lebensstil zu pflegen, vor allem nicht wenn die äusseren Lebensbedingungen unserer Zivilisation, alles Andere als gut zu bezeichnen sind…..Umweltbelastungen und Zerstörungen durch Multikonzerne machen eben auch nicht Halt vor Mennoniten und Amish Gebieten. Folge davon ist ein unwirtliches Wüstengebiet, welches die Bewirtschaftung mit alten Methoden fast unmöglich macht und die Ernte spärlich bis gar nicht ausfallen lässt.

Jetzt nach vielen Jahren möchte ich mich nochmal mit Ihnen auseinandersetzen. Mit genügend Abstand zum bibelfesten Glauben, sehe ich Vieles von damals differenzierter, kritischer. Ich schwanke zwischen dem was gut ist zu erhalten an Traditionen und gemeinschaftlichem Miteinander und dem Zwang sich unterzuordnen, unterordnen zu müssen, um in der Gemeinschaft akzeptiert zu bleiben.

Bei Letzterem sehe ich schon Strukturen die mich an Sektenverhalten erinnern……dieses „bist Du nicht willig, dann Ächtung durch die Gemeinschaft, Schuldimplizierung, Rauswurf aus der Gemeinschaft“.

Was für mich jetzt ganz grauslig war anzusehen und anzuhören war der Schulunterricht, kalt und mit dem Druck des Rohrstocks, der auf dem Tisch lag, rechtzeitig bereit zum Einsatz……ich vermute mal  ( was nicht in dem Film beleuchtet wurde ) besonders wenn die Antworten der Kinder nicht bibelkonform waren.

Dann wiederum denke ich mir, dass ein bissl mehr an Strenge gerade in der heutigen Zeit auch in unseren Schulen angedacht wäre, denn wie oft sehe ich die Lehrer der Jetztzeit mit einem Burnout die Kliniken bevölkern, da sie dem Nichtrespekt, der ihnen entgegengebracht wird, sich nicht mehr aussetzen können und wollen.

Und als die Kinder in die Pausen gingen kam wieder ein anderes Gefühl hoch, denn da waren Kinder die nicht mit Handy rumdaddelnd rumstanden, sondern Kinder die miteinander rumtollten, spielten, gar nicht den Eindruck von unglücklichen Kindern machten.

Letztendlich bleibt nach dem Film für mich ein merkwürdiges Gefühl zurück, eine Mischung zwischen Abwehr und Zustimmung, kann es nicht anders ausdrücken…..einerseits gefällt mir das, was sie an gemeinschaftlichem Miteinander tun sehr gut, man merkt einfach die Stärke, die so eine Lebensgemeinschaft ausmacht, wie unterstützend es für die Gruppe ist in allen Bereichen.

Auf der anderen Seite stört mich dieses ausschliessliche „bibelkonforme“ Denken und Leben sehr……ich glaube ich hätte weniger Probleme damit, wenn es keiner speziellen Religion zugehörig wäre. Wahrscheinlich hat dieses „Stören“ mit meiner eigenen Geschichte zu tun, bei der bibelkonformes Leben mehrfach gefordert wurde, auch mit Zwang und Ablehnung, wenn ich nicht wollte.

Deshalb fehlt mir eine natürliche Lebensfreude, die nicht geprägt ist von Regeln die jegliche Offenheit für Veränderung und Wachstum verhindern……vielleicht ist ihr jetziges Leben in unwirtlichen Gegenden ein Spiegelbild dessen, was in ihnen selbst stattfindet. Ein Leben ohne Regelungen des Miteinanders ( damit meine ich keine Vorschriften, sondern Absprachen im Miteinander ) endet irgendwann im Zerfliessen und Unorientiertheit. Ein Leben mit zu starren Regeln verhindert Entfaltung von dem Individuellen, welches ebenso bereichernd für eine Gemeinschaft ist.

Es lohnt sich auf jeden Fall diesen Film anzusehen….